Unwort des Jahres?

(fa)  Wahrscheinlich, nicht nur für die Allgemeinheit, ganz speziell aber auch für den Sport. Vieles aus den Termin-Heften ist bereits Makulatur. Einiges an Veranstaltungen schon abgesagt, einiges vorsorglich verschoben. So z. B. die Olympischen Spiele von Tokio und die Leichtathletik Weltmeisterschaften von Eugene/USA. 
Die Ausgangsbeschränkungen sind nunmehr bis 19. April 2020 verlängert worden. Damit besteht jetzt ein einheitliches Datum, bis zu dem auch die Stadt Passau Sportplätze und städtische Sporthallen stillgelegt hat. Entsprechendes gilt ja bereits auch für die Jahn-Turnhalle unseres Stammvereins TV Passau.
Die Fallzahlen von Neuinfizierten sind immer noch extrem hoch, so dass man die Maßnahmen ohne wenn und aber akzeptieren muss. Wie man allgemein hört, müssen die Neuerkrankungen im Hinblick auf die medizinische Kapazität noch erheblich gesenkt werden.

Aber wie geht es weiter?  Auch wenn nach Erreichen der gesteckten  Ziele der Trainings- und Wettkampfbetrieb in den Hallen und auf den Plätzen wieder aufgenommen wird, wie geht der Einzelne damit um? Das Virus wird uns ja auch dann noch begleiten und nicht über Nacht verschwunden sein. Nur ein geeigneter Impfstoff wird die erhoffte Entspannung und Erleichterung bringen.

Von der Gegenwart nun in die unmittelbare Vergangenheit. 

In der derzeitige Zeitspanne waren immer unsere Trainingslager eingeplant. Auch für Lazise am Gardasee, wo immer unsere Stadionleute ihre Einheiten absolvierten, war bereits alles fixiert und terminiert. Leider hat sich ausgerechnet Italien zum Hotspot der Corona-Infizierten in Europa entwickelt. Anfangs hatte man noch gehofft, dass sich die Pandemie auf die Lombardei  beschränkt. Aber Corona kennt keine Grenzen und pirschte sich immer näher an den Gardasee heran. Dann kam die Verbreitung so rasant in Fahrt, dass auch Italien und Österreich mit Grenzsperren reagierten. Hinein- und Herauskommen mit jedem Tag schwieriger.

Somit: nur noch eine Möglichkeit: Trainingslager am Gardasee ersatzlos gestrichen.

Da waren dann aber noch die Mittel- und Langstreckler  um Trainer Günter Zahn.
Mallorca. Schon seit Jahren für ein Trainingslager unter frühlingshaften Bedingungen immer auserkoren.  So auch wieder heuer. Die Vorbereitung in trockenen Tüchern. Da für die Balearen-Insel keine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vorlag, ging’s voller Tatendrang los.

Am 14. März 2020 startet um 06:00 Uhr morgens der CONDOR-Flieger mit Trainer Günter Zahn, Markus Weinert, Jana Vogel, Felix Wagner und Eva Schultz von München aus mit dem Ziel Mallorca. Lisa und Maxim Fuchs bestiegen den Flieger bereits einen Tag früher von Stuttgart aus.
Geplant war ein achttägiger Aufenthalt an der Ostküste der spanischen Baleareninsel  in Sa Coma. Mehrfach fanden dort ja bereits Trainingslager unseres Vereins statt. Trainingsmöglichkeiten, Ort und Umgebung war den meisten von uns daher bekannt und deshalb war die Vorfreude auf die bevorstehenden Trainingseinheiten groß. Problemlos kamen wir in Palma de Mallorca an und der Transfer zum Hotel klappte  auch ohne Schwierigkeiten. Dort erwarteten uns bereits auch Lisa und Maxim Fuchs. 

Bei unserer Ankunft im Hotel wurde uns jedoch mitgeteilt, dass aufgrund der aktuellen Entwicklung im Zusammenhang mit Corona eine Unterbringung nicht mehr im gebuchten Hotel möglich war. Wir wurden in ein anderes, im Nachbarort Cala Millor verlegt.

Hotel Hipocampo Palace in Cala Millor

Dort absolvierten wir unsere erste Trainingseinheit, bestehend aus einem Dauerlauf entlang der Strandpromenade und anschließenden Steigerungen. Die Stimmung im Team war super. Wir hatten tolles Wetter, unsere Trainingseinheit verlief sehr gut und der Hotelwechsel hielt für uns sogar eine sehr schöne Überraschung bereit. So wurden wir im neuen Hotel in sehr schönen Suiten untergebracht.

(v.li ) Felix Wagner, Jana Vogel, Markus Weinert, Eva Schultz, Lisa Fuchs, Maxim Fuchs.
Ein solch leerer Strand verheißt nichts Gutes
Durchstarten außerhalb des Hotel-Geländes noch möglich.

Noch am selben Abend aber war klar, dieses Trainingslager konnte nicht wie geplant stattfinden. Die spanische Regierung rief den Notstand, er heißt hiert Alarmzustand, aus und verhängte im Kampf gegen die Corona – Pandemie eine weitreichende Ausgangssperre für den kommenden Montag. 

Ab dem 16. März war es uns deshalb nicht mehr erlaubt, das Hotelgelände für geplante Trainingseinheiten zu verlassen. Von da an hieß es für uns Athleten „Home office“. 

Markus Weinert  Trainer Günter Zahn in Aktion

Unser Hotel verfügte über einen gut ausgestatteten Fitnessraum und über ein recht großes Hotelgelände. Ein neuer Trainingsplan musste schnell her. Wir trainierten auf den Laufbändern, nutzten andere Ausdauergeräte des Hotels oder bauten Stabilitätsübungen ein. Einmal liefen wir über eine halbe Stunde auf einer kleinen Runde auf dem Hotelgelände. Wir versuchten den „Schaden“ zu begrenzen und das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen – ohne feste Trainingsziele. Unser selbst auferlegtes „Home-office“ zogen wir zwei Tage durch. Dienstags stand aber fest, dass eine vorzeitige Abreise unumgänglich war, denn alle Touristen sollten schnellstens Mallorca verlassen. 

Kontaktsperren gab es innerhalb der Hotelanlage auch keine (v.li) Lisa Fuchs und Eva Schultz.
Das Abendessen konnte man in vollen Zügen genießen.

So fand unser Trainingslager ein abruptes Ende und für uns alle  begann eine regelrechte „Odysee“ nach Hause. Während in der Heimat ein Kampf um Toilettenpapier, Nudeln und Reis ausgebrochen ist, ging es hier um Rückflugtickets. Kurz gesagt: Keiner unserer Athleten landete am ursprünglich vorgesehen Zielort. Evakuierungsflüge wurden eingesetzt. Bei denen muss man froh sein, dass man mitkommt. Den “Daheimgebliebenen” sind aus diversen Fernsehberichten die Menschenmassen in der Abfertigungshalle in Erinnerung. Von wegen Abstand halten. Während Lisa und Maxim Fuchs in Düsseldorf, statt in Stuttgart, landeten, flog der Rest, schön aufgeteilt nach Frankfurt, Hamburg und Nürnberg. Zumindest hatten die Bordkarten die Berechtigung, die Distanz zu den Heimatorten mit der Deutschen Bahn zurückzulegen.

Nach unserer Rückkehr sind wir nun aber besonders dankbar, dass wir, wenn auch allein, unsere Trainingseinheiten, wie gewohnt an der frischen Luft und im gewohnten Umfang, bestreiten dürfen. 

Trotz der erschwerten Bedingungen im Rahmen unserer Reise sind wir uns einig: Wir hatten eine schöne und spannende Zeit und freuen uns schon jetzt auf unser nächstes gemeinsames Trainingslager, auf der schönen Baleareninsel Mallorca – ohne Covid 19 -.

An diesem Beitrag wirkten mit: Eva Schultz, Markus Weinert und Günter Zahn. Herzlichen Dank für die Schilderung der ungewöhnlichen Eindrücke.