Ein Nachruf auf eine Traditionsveranstaltung von Peter Fahrnholz
Die Bayerische Laufzeitung titulierte: „Gernot Weigl erhielt a Watschn“. Die Süddeutsche Zeitung sprach von „Ärger der Ausgeboteten“. Günter Klein vom Münchner Merkur bezeichnete das Rennen um den München Marathon als „Ein Fall von Behördenversagen“. Die TZ München überschreibt und spricht von „Die Marathon-Schlacht“.
Was war, oder besser gesagt, was ist denn da los in München? Und warum engagiert sich die LG Passau, die doch immerhin 190km vom Geschehen entfernt ist?
Für alle Interessenten, die die Vorgeschichte nicht verfolgt haben, der Reihe nach.

Der München Marathon wird alle zwei Jahre vom Kreisverwaltungsreferat der Stadt München (KVR) ausgeschrieben und vergeben. Dies war in der Vergangenheit kein Problem, da es immer nur einen Bewerber gab, nämlich die !Runabout Sportmarketing GmbH“ unter der Leitung von Renndirektor Gernot Weigl.
Nun es ist richtig, dass es schon vor den derzeit bekannten und erfolgreichen Marathonläufen solche in München durchgeführt wurden.1977 war die Rede von einem „Oktoberfest-Marathon“. In den 1990ern führte Missmanagement dann zu einem Niedergang der Veranstaltung. Diese mündeten letztendlich aber in der Zahlungsunfähigkeit, sprich in der Insolvenz.


Im Jahr 2000 gab es eine Neuauflage, tituliert als Medienmarathon. Seit dieser Zeit war und ist Gernot Weigl der Initiator. Er konnte die Teilnehmerzahl bei der Veranstaltung 2024 mit den angegliederten Disziplinen wie Marathon-Staffel, Halbmarathon, 10km-Lauf, Trachtenlauf auf die sensationelle Teilnehmerzahl von über 27.000 steigern !
Dieser grandiose Erfolg weckte anscheinend Begehrlichkeiten finanzieller Art. Plötzlich tauchten mit Abschluss der Bewerbungsfrist 31. März 2024 neben dem bisherigen Veranstalter auch noch zwei weitere Mitbewerber auf. Einmal die LG Stadtwerke München, die dazu eigens die „Munich Athletic GmbH“ gegründet hat und ein anonymer Bewerber ( ! ). Die Erstgenannten bewarben sich mit einem zweimal zu durchlaufenden Rundkurs durch den Englischen Garten. Gegen dieses Konzept liefen über 10000 – Petitions-Befürworter (Oktober 2024) für die bisherige Strecke Sturm, unterstützt von diversen Fachleuten, die Vergleiche mit den Läufen in Berlin, Hamburg und Frankfurt anstellten. Das Zwei-Runden-Problem brachte dann letztendlich die Ausbootung durch das KVR.
Die Anonymen haben zwischenzeitlich das Visier heruntergelassen, präsentieren eine Laufstrecke, die nur gering von der bisherigen Streckenführung abweicht und wollen diese „signifikant“ weiterentwickeln.

Nach Aussage der Stadt München(KVR + Stadtrat) gewinnt nicht zwingend das beste Konzept, sondern jenes, mit den wenigsten Einschränkungen im Straßen-Verkehr. Zu dieser Entscheidung brauchte man sage und schreibe 10 Monate!
So musste es dann kommen, dass der dritte Bewerber nun mit Datum 10.02.2025 den Zuschlag erhielt. Pikanterweise haben sich die neu handelnden Personen schon seit Januar 2025 mit dem Thema beschäftigt. Noch dazu zwei „Macher“ die über Jahre dem Organisations-Team Gernot Weigl angehörten. Verständlich die Reaktion von Weigl, dass ihm „zwei ehemalige Mitarbeiter das Messer in den Rücken gestoßen“ haben.
Soweit der Krimi über die Zukunft des München Marathon.

Jetzt bin ich noch die zweite, eingangs gestellte Frage schuldig, Warum engagiert sich die LG Passau so um den München-Marathon?
Das Jahr 2000 war nicht nur die Jahrhundertwende. Nein, die LG Passau war äußerst aktiv. Der 1. Domlauf ging über die Bühne. Die Aktiven Claudia Ender, Richard Friedrich, Christian Schneider, Richard Schüle und Rollstuhlfahrer Alfred Hufnagl fanden in der Presse ihren Niederschlag. Die „LG-Cats“ hatten bei der Eröffnung von Rover-Atzinger in Salzweg einen Auftritt. Wir waren zudem Ausrichter der Bayerischen Senioren-Meisterschaften im städt. Dreiflüsse-Stadion. Davon leitet sich ab, dass wir in der „Kampfrichterei“ eine Macht darstellten.
So war es dann nicht verwunderlich, dass wir uns auf Grund einer Ausschreibung im damals amtlichen Organ „Bayern-Sport“ bewarben. Dort wurden Helfervereine für den City-Marathon in München gesucht. Dies war der Einstieg in eine Marathon-Serie, dessen Zeitspanne uns zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bewusst war. Dieser erste Marathon neuer Zeitrechnung firmierte unter „Medienmarathon“. Dem war zudem ein Wettbewerb für Inline-Speedskater über die Marathondistanz angegliedert. Ich kann mich noch gut erinnern, dass die die Strecke kreuzenden Straßenbahnschienen, wegen Unfallgefahr, mit dicken Hanfseilen ausgelegt wurden. Unter dem Motto „Wasser wirkt Wunder“, wie kann es anders sein, wenn man aus einer Dreiflüsse-Stadt kommt, waren wir bei KM 32,5 in Unterföhring mit der Wasserausgabe betreut. Die damalige Teilnehmerzahl betrug übrigens insgesamt 763 Sportler.
2007 entschied man sich, die Strecke dann im Uhrzeigersinn durch das Stadtgebiet zu führen. Das war auch die Geburtsstunde unseres neuen Stand- bzw. Einsatzortes. Wasserstelle > Kilometer 16,5 < Englischer Garten > Nähe Münchner-Traditionsgaststätte Aumeister.
Ein idyllischer Einsatzort, der bei vielen Medien in Bild und Clips festgehalten wurde. Die LG Passau diente als Kulisse.
Für uns ein idealer Standort für An- und Abreise, wenn man die diversen Straßensperren am Veranstaltungstag im Münchner-Innenraum berücksichtigt. Leider aber fern ab vom Flair des Olympia-Stadion mit seinem Zieleinlauf.
Der Anfahrtsverlauf zwischenzeitlich ohne Einsatz von Navi möglich:
Abfahrt 05:30 Uhr Parkplatz Mömax > A 3 > A 92 > A 9 > Ausfahrt Freimann > Heidemannstraße > Freisinger Landstraße > Floriansmühlstraße > Sondermeierstraße > Parkplatz Aumeister 100m zum Einsatzort. Nach Hause dann logischerweise in umgekehrter Richtung.

Unvergessen dagegen immer unser obligatorisches, traditionelles zweites Frühstück. Für manche auch wegen der frühen Morgenstunde das erste im Englischen Garten.
Insgesamt für uns aber sicherlich auch ein sportlicher Ausflug, den wir sicherlich in Zukunft vermissen werden
Übrigens drei Vereine brachten es auf einen ununterbrochenen Einsatz. Einer davon sind wir, die Leichtathletik Gemeinschaft Passau !

Dass sich über diese lange Zeitphase von 24 Jahren eine Verbundenheit mit dem Organisator, ja aber auch eine gewisse Win-Win-Situation herauskristallisierte, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Dann kommt noch der Punkt der sportlichen Erfolge bei den Marathons in München dazu. Der Titel „Sportlich erfolgreichster Helferverein“ wurde zwar nie verliehen, aber ich gehe davon aus, dass wir ihn verdient haben.
Für den nachfolgenden Ergebnis-Auszug bitte ich alle Athletinnen und Athleten um Nachsicht. Die Aufstellung bezieht sich ausschließlich auf die TOP-Platzierungen. Die unzähligen, nachrangigen Positionen in Verbindung mit den Altersklassen-Wertungen würde den Rahmen sprengen.
2011
Marathon 1. Platz Richard Friedrich
Halbmarathon 2. Platz Julia Viellehner
2012
Marathon 4. Platz Tobias Schreindl (gleichzeitig DM)
2013
Marathon (gleichzeitig DM)
Platz 6 Tobias Schreindl – Mannschaft 2. Platz Schreindl, Bscheidl, Brandl
2014
Marathon (gleichzeitig DM)
Platz 1 Tobias Schreindl, Mannschaft Platz 1 Schreindl, Popoca, Bscheidl
2015
Marathon 1. Platz Florian Stelzle
Halbmarathon 1. Platz Susanne Ölhorn, 1. Platz Tobias Schreindl
10 KM 1. Platz Tina Fischl
2016
Halbmarathon 2. Platz Tobias Schreindl, 3. Platz Susanne Ölhorn
2017
Marathon 2. Platz Florian Stelzle
Halbmarathon 1. Platz Susanne Schreindl und Tobias Schreindl
2018
Marathon 1. Platz Susanne Schreindl (gleichzeitig Bayer. Meisterin)
Platz 3 Maxim Fuchs (gleichzeitig Bayer. Meister)
Platz 1 BLV Mannschaft Maxim Fuchs, Giovani Popoca, Stephan Fruhmann
2019
Marathon 2. Platz Maxim Fuchs (gleichzeitig Bayer. Meister)
Platz 1 BLV Mannschaft Maxim Fuchs, Florian Stelzle, Stephan Fruhmann
Halbmarathon Platz 1 Susanne Schreindl
2021
Marathon Sabrina Prager (6. DM und 2. BLV)
Maxim Fuchs (8. DM und 1. BLV)
Mannschaft Maxim Fuchs, Stephan Fruhmann, Mario Bernhardt ( DM 3. und BLV 2.)
2022
Marathonstaffel Frauen 1. Platz (Bründl, Schregle, Wimmer, Schultz)
2023
Halbmarathon 2. Platz Eva Schultz
2024
Halbmarathon 1. Platz Eva Schultz

Seit 2018 ist die Generali Versicherung AG Titelsponsor.
Die enge Verbundenheit mit dem Generali-München-Marathon und der LG Passau kam bei der Veranstaltung am 9. Oktober 2022 zum Ausdruck. Ein sehr emotionaler Marathon-Sonntag war für uns diese Ausgabe. Das Helferteam der LG Passau trat mit Trauerflor in Aktion.
Unter den über 18.000 Teilnehmern war auch ein Läuferteam von der Kanalinsel Guernsey. Dort arbeitet Richard Friedrich als Fluglotse. Seine Ehefrau Ulrike Maisch, seine beiden Söhne Emil und Paul sowie seine beiden Brüder Martin und Andreas Friedrich startet ebenfalls. Extra gestaltete Trikots in den Landesfarben Schwarz, Rot, Gold und mit der Aufschrift „Team Friedrich“ erinnerten an Richard.




Mit einer Schweigeminute gedachten die Teilnehmer kurz vor dem Start an den im Frühjahr verstorbenen mehrfachen Deutschen und Bayerischen Meister Richard Friedrich von der LG Passau, der vor 11 Jahren an gleicher Stelle den München-Marathon gewonnen hat.
Dann gibt es noch eine Person aus unseren Reihen, der zum Botschafter des München Marathon aufgestiegen ist. Unser langjähriger, äußerst erfolgreicher Trainer der Mittel- und Langstreckler Günter Zahn.
Im Jahr 1973 begegneten sich Günter Zahn und Gernot Weigl bei den Deutschen Polizeimeisterschaften als Aktive. Der Niederbayer Gernot Weigl schied aus dem Polizeidienst aus und so verloren sich die beiden aus den Augen.
Bis zum Domlauf 2002. Hier war Weigl mit einem Infostand vertreten und machte Werbung für den München-Marathon. Es gab ein Wiedersehen und ab diesem Zeitpunkt vertiefte sich eine intensive Verbindung.
Für alle Marathons stand Günter dem Veranstalter des München-Marathon als Ansprechpartner zur Verfügung und zur Seite. Als unser Trainer war er zudem bei vielen Straßenläufen im In- und Ausland vor Ort und versuchte dort als „Botschafter“ die Begeisterung für den Münchner Marathon zu wecken bzw. weiterzugeben.
Es war daher nicht verwunderlich, dass bereits am Abend vor dem Marathon 2002 Günter als Ehrengast im Alten Rathaus in München bei der Medienaward Verleihung an den Journalisten und Fotografen Gustav Schröder aktiv war.
Ab März 2004 war er im Expertenteam des Bayerischen Fernsehen zur Vorbereitung von 8 Teilnehmern auf den Münchner Marathon.
Von 2002 bis einschließlich 2005 ließ er es sich nicht nehmen, die Laufschuhe zu schnüren und jeweils selbst beim Marathon in München als aktiver Läufer an den Start zu gehen.
2007 war er ab dem Frühjahr für 6 Teilnehmer bei der örtlichen PNP Aktion „Wir machen Sie fit für den München Marathon“ zusammen mit Sport-Redakteur Werner Schötz verantwortlich.
Immer schwingt natürlich im Hintergrundseine sportlichen Erfolge und vor allem das Prädikat des Schlussläufers des olympischen Fackellaufes mit, der 1972 das Olympische Feuer entzündete. Mit Recht spricht Günterr oft auch von „seinem Stadion“.
2008 ein besonderes Highlight. Eine Promi Staffel zusammen mit Jan Fitschen (Europameister 2006 über 10 000m), Christoph Herle (mehrfacher Deutscher Meister und 5. bei den Olympischen Spielen 1984 über 10 000m), Manfred Steffny (1972 Olympiateilnehmer Marathon und Herausgeber der Laufzeitung Spiridon).
Von 2009 bis 2021 war er dann Betreuer unserer Athleten und Athletinnen/innen als Radbegleiter im Einsatz.

Im Jahr 2022 war er im Vorfeld für das Gedenken an Richard Friedrich und die Organisation in München für die Guernsey Starter beteiligt. Beim Marathon 2022 und auch 2023 leitete er das Führungsfahrzeug der Frauen Elite.


Die Marathonausgabe 2025 wäre unser Jubiläumseinsatz geworden.
25 Jahre ununterbrochener Helfereinsatz!
Entsprechende Jubiläumsfeierlichkeiten waren schon in der Planung.
Warum es nicht dazu kam schilderten die vorausgehenden Zeilen.
Letztes Fazit: Es hat uns immer große Freude bereitet und viel Spaß gemacht, als kleines Rädchen an einer solchen Großveranstaltung beteiligt zu sein. Einen großen Ausschlag unserer Beteiligung war auch die herausragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Gernot Weigl.
Lieber Gernot, ich persönlich aber auch die LG Passau wünscht Dir für die Zukunft alles Gute !
Fotos: LG Passau