Zehn Tage vor seinem 85. Geburtstag hat uns Dr. Heinrich Moser völlig unerwartet verlassen.

LG Passau
Dr. med. Heinrich Moser
*17. 12. 1933
+ 07.12. 2018

 

 

 

Unser Stammverein TV Passau 1862 verliert ein Mitglied, welches dem Verein in über 72 Jahren (Eintritt 1946) die Treue gehalten hat und gleichzeitig auch ein “Ältestenrat-Mitglied”, welches nach der Vereinssatzung dem Vorstand und dem Turnrat beratend zur Seite steht, wenn es sich um Entscheidungen handelt, die für den Verein von grundsätzlicher Bedeutung sind.

Wir Leichtathleten müssen uns von einem Förderer verabschieden, der auch im hohen Alter noch der Leichtathletik zugetan war und reges Interesse für diese Sportart zeigte.

Mir war es dabei vergönnt, ihn sowohl als Patient, als auch als langjährigen Sportkameraden zu erleben. In seinen jüngeren Jahren gemeinsam mit ihm in Leichtathletik – Mannschaften und Staffeln zu starten.

Heini, wie wir ihn in Sportkreisen riefen, sammelte seine ersten Leichtathletik-Sporen, bedingt durch sein Studium, bei 1860 München. Mittelstrecke war sein Metier. Speziell die zwei Stadionrunden, die 800m-Strecke. Das Jahr 1955 signalisierte seinen Leistungshöhepunkt. Hier errang er den berühmten und begehrten Hans Braun Preis über 800m. Seine Bestzeit über diese Strecke fixierte er bei 1:51,9 Minuten. Dabei gibt es zu bedenken, dass dies immer noch der Zeitraum war, in dem es keine leistungsfördernden Kunstoffbahnen gab. Diese Bestzeit blieb fast 25Jahre auch niederbayerischer Rekord. Im Jahr 1955 war er zudem Studentenweltmeister mit der deutschen Mannschaft in der “Akademischen-Staffel”.

1954 und 1955 war er auf der 400m-Strecke deutscher Hochschulmeister mit einer Bestzeit von 49,7 Sekunden.

1960 kam er als Arzt nach Passau. Zunächst praktizierte er in der Hellge -Klinik und ab 1961 im Städt. Krankenhaus. 1969 eröffnete er in der Ilzstadt eine eigene Praxis. In der Jahnstraße setze er sich selbst sein Denkmal. Wohnhaus, direkt angrenzend an die Liegenschaft des TV Passau und versehen mit direktem Zugang zur Laufbahn. Bei diesen Voraussetzungen war es auch nicht verwunderlich, dass er den Weg von seiner Wohnung zur Praxis, fast 50 Jahre zu Fuß zurücklegte.

Von 1968 bis 1972 gehörte er dem Stadtrat an.

Seinen vier Kindern, Katrin, Evi, Heiner und Uli vererbte er das Leichtathletik – Gen. Alle trugen das Vereinsdress der LG Passau. Seine Enkelkinder begleitete und begutachtete er  zumindest bei Veranstaltungen vor Ort.
Von seinem Logenplatz, dem Vorgarten seines Wohnhauses aus, beobachtete er das Treiben beim Freitagtraining. Vor allem die Rundenläufer begutachtet er im Hinblick auf seine Spezial – Disziplinen. Durch den Gartenzaun hindurch diskutierten wir dann ausführlich das eine oder andere Sport- bzw. Spezialthema.
Vor allem die Leistungen unsere derzeitigen Top-Läufer über die Mittel- und Langstrecke verfolgte er akribisch. Sogar unseren früheren 800m – Mann,  Johannes Schuster, hatte er immer noch auf dem Radar.
Auch keiner meiner Praxisbesuche beschränkte sich auf rein medizinische Diagnosen. Sport im allgemeinen und Leichtathletik im besonderen waren stets ein umfangreiches  Gesprächsthema.
Privat war auch Schafkopf noch ein Thema. Die “Dienstag-Runde” setzte sich aus ehemaligen Leichtathleten zusammen. Einer von ihnen berichtete, dass er ihm noch in der letzten Woche “Kontra” gegeben hatte.
Auf dem Immobiliensektor war Heini ein Fachmann. So war es nicht verwunderlich, dass wir uns viel über den Erweiterungsbau der Jahnturnhalle austauschten. Eine Maßnahme, dessen Vollendung und Begutachtung ihm jetzt leider nicht mehr vergönnt war.
Bei einem anderen Projekt hat er der Leichtathletik Gemeinschaft Passau einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Als wir am 23. Juli 2016, anlässlich der Sturzflut des Haibach, im gleichnamigen Ortsteil, unseren Vereinsbus nebst Carport verloren, war es Heini, der uns auf seinem Grundstück die Errichtung eine hochwassersicheren Carport, uneigennützig ermöglichte.
Heute gilt es nun Abschied zu nehmen, von einem Mediziner, der sich keinen Ruhestand gönnte und buchstäblich bis zu seinem Lebensende der Allgemeinheit zur Verfügung stand.
Unsere Anteilnahme gilt den Angehörigen, mit dem Trost, dass sie in ihrem Schmerz und ihrer Trauer nicht alleine sind.

Wir werden unserem Heini stets ein dankbares und ehrendes Gedenken bewahren.

Peter Fahrnholz

(Einige Passagen sind dem Festvortrag von Alois Feuerer, anlässlich des 80. Geburtstages von Dr. Heinrich Moser, entnommen).