Weltmeisterschaft
50km – Doha (Qatar)
Persönliche Eindrücke unseres Läufers Marco Bscheidl
(fa) Marco Bscheidl, der bei den Weltmeisterschaften über 50km im Wüstenstaat Qatar ausgezeichnete Leistungen ablieferte, schilderte uns seine persönlichen Ansichten zu diesem Wettbewerb. bei dem er in der Einzelwertung Rang 14 landete und mit der deutschen Mannschaft die Bronze-Medaille errang .
Der Verfasser dieser Zeilen weilte im Jahre 2000 selbst als Urlauber in Doha und konnte sich von den klimatischen Verhältnissen in Doha überzeugen. Den mindestens 30 Grad im Schatten und der hohe Luftfeuchtigkeit kann man als Urlauber mit Liegestuhl, Sonnenschirm, Swimmingpool, gekühlten Softgetränken und letztendlich klimatisierter Hotelanlage begegnen. Sportliche Leistungen unter diesen klimatischen Bedingungen erfordern eine ganz andere Kondition. Zu diesem Punkt lasse ich auch Kommentare seines Trainers Günter Zahn einfließen.
قطر > Qatar spricht man aus, wie wenn bei uns die Nase läuft. Dort ist es aber meist der Schweiß, der fließt. Qatar, mit seiner Hauptstadt Doha ist ein Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf. Das Land wird als absolute Monarchie regiert. Staatsreligion ist der Islam und die Scharia ist die Hauptquelle der Gesetzgebung. Weiter ist „wikipedia“ zu entnehmen, dass der Staat auf einer Halbinsel liegt und im Süden an Saudi-Arabien grenzt. Vor der Küste im Nordwesten liegt das Königreich Bahrain. Von Süden nach Norden dehnt sich das Land rund 180km, von Westen nach Osten 80km aus. Mit diesen Ausführungen kann man sich die klimatischen Verhältnisse verdeutlichen.
Die Organisation vor Ort war spitzenmäßig.
So beginnt Marco Bscheidl seine Eindrücke.
Die komplette Reise klappte problemlos. Allerdings war das Hin und Her bei der Bezahlung dann ziemlich unnötig und durch verschiedene Einheiten auch recht kompliziert. Aber am Schluss hat alles gepasst.
Wichtiger war das Rennen:
Ohne die Hitze der Sonne fühlten sich die Temperaturen recht erträglich an. Ich kam dann auch sofort gut ins Rennen, fühlte mich locker. Laut Uhr war ich dann längere Zeit so auf Schnitt 3:40, etwas schneller als gedacht. Mit zunehmendem Rennverlauf hab ich dann bemerkt, dass meine Kilometerangaben so rein gar nicht mehr zu den Runden passten. Am Ende hatte ich knapp 51,2km auf der Uhr. So erging es vielen anderen auch.
Ich war also etwas verunsichert, dachte ich bin zu langsam. Das Tempo fühlte sich aber richtig an, also hab ich lieber auf die Uhr vertraut. Ich habe von Beginn an jede Runde ein- bis zweimal viel getrunken, Kopf/Körper/Arme/Beine gekühlt und leider auch von Beginn an immer ein volle-Blase-Gefühl. Noch nie in meinen 27 Laufjahren hatte ich damit Probleme, bei diesem Rennen musste ich mich allerdings gleich dreimal erleichtern.
Das zeigt mir jedoch, dass ich wirklich viel Flüssigkeit aufnehmen konnte während des Rennens. Es reichte aber hinten und vorne nicht. Mir wurde immer heißer und musste leider nach und nach Tempo rausnehmen. Ab km35-40 hatte ich dann so wie Niels Bubel mit ziemlichen Krämpfen zu kämpfen und war mir auch 500m vor dem Ziel noch nicht sicher, es ins Ziel zu schaffen.
So war der Zieleinlauf dann auch leider gar nicht emotional für mich, ich war einfach nur fertig und froh mich hinlegen zu können. Da mir auch noch schwindlig wurde hab ich’s mir dann erstmal im Medizinbereich gemütlich gemacht. 🙂
Als ich dann wieder stehen konnte hab ich die anderen gesucht und wurde gleich mit drei Überraschungen konfrontiert:
1) Nele Alder-Baerens Sensationscoup
2) Niels‘ Finish (ich meinte von Lutz während des Rennens gehört zu haben „Niels is raus“)
3) Bronzemedaille
Da war ich dann restlos überfordert und konnte das alles nicht wirklich glauben.
Aber ich habe die Medaille in der Hand, also wird es schon stimmen 🙂
Die Siegerehrung und die anschließende Ehrung durch den deutschen Botschafter waren dann natürlich Weltklasse!
Der Botschafter
Hans-Udo Muzel ist seit dem 03.09.2015 der neue deutsche Botschafter in Katar. Das Team der Botschaft fördert gemeinsam mit deutschen und katarischen Partnern die bilateralen Beziehungen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Medien, Kultur und Sport. Die Zivilgesellschaft ist hierbei ein wichtiger Partner.
Mit etwas Abstand zum Rennen kann ich sagen:
3:18:30 sind alles andere als überragend. Es fehlte wirklich viel zur Bestzeit. Laut meinen Trainingsergebnissen war ich auf Berlin-Niveau.
Aber ich habe mich trotz großer Probleme ins Ziel gekämpft und wirklich alles gegeben was ich hatte. Wenn ich mir die Ergebnisliste anschaue, dann muss ich sehr zufrieden sein. Zu den Top 10 fehlten gleich einige Minuten und auch in der Mannschaftswertung wäre nicht mehr drin gewesen.
Zur Leistungseinschätzung führt sein Trainer Günter Zahn aus:
Die Vorbereitung war immer mit Höhen und Tiefen“ gespickt. So z. B. ein grippaler Infekt, kurzzeitige Achillessehnenprobleme. Marco läuft nicht gerne bei großer Hitze. Die Wetterprognosen in Doha im November – etwa 30 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit.
Somit kam nur die Wettkampfstrategie in Fragen:
Verhalten beginnen und jede Möglichkeit der Flüssigkeitsaufnahme nutzen.
Die Vorbereitung auf diese Weltmeisterschaft startete am 01.08.2016 als 15 Wochen-Planung. Folgende Schwerpunkte wurden gelegt: Wettkämpfe wie der Halbmarathon in Dingolfing und Marathon in München. Sechs Perioden mit hohem Umfang. Drei Trainingslager in Bad Füssing und Lenzerheide.
Marco hat in Doha eine grandiose Leistung gezeigt und ist mit der Bronzemedaille in der Mannschaft belohnt worden. Herzlichen Glückwunsch an Marco. Alle die ihn im Vorfeld begleitet haben, sind stolz auf ihn, einschließlich ich als Trainer.
Der Abschluss-Kommentar von Marco:
Des hamma guad gmocht!!!!! 🙂
Gerne wieder, auch wenn ich den Polarkreis als WM-Austragungsort bevorzugen würde.
Marco Bscheidl ist übrigens der siebte Athlet im Deutschen – National – Trikot, den die LG Passau vorzuweisen hat!
Peter Fahrnholz