Kampfrichter
(KS.) Bereits im Nachgang zu den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften im August 2020 in Vaterstetten hatte der LG-Vorsitzende und Bezirkskampfrichterwart Siegfried Kapfer in Absprache mit dem Bayerischen Kampfrichterwart Alois Büchler ein komplettes Wurf- und Stoß-Kampfgericht der LG Passau für die Leichtathletik Europameisterschaften in München gemeldet.
Anders als bei den Europameisterschaften 2002, wo die LG Passau schon einmal mit einem Kampfgericht im Einsatz war, wurden die gesuchten Kampfrichter/innen diesmal in einem Online-Casting ermittelt und in entsprechende Teams eingeteilt, die bei diversen deutschen Meisterschaften (u.a. DM 2021 Braunschweig und DM 2022 in Berlin) Testwettkämpfe zu absolvieren hatten.
Für den Einsatz im „Infield“ des Olympiastadion wurden final im „Wurfgericht 1“ Stefan Biersack, Dr. Andreas Feldschmid als sog. „Nullpunktfixierer“ und Patrick Wimmer beim „Gerätepool“ sowie im „Wurfgericht 3“ Tobias Kapfer ebenfalls als „Nullpunktfixierer“ und Anne Schregle als Verantwortliche für das „EDV-Protokoll“ nominiert; Laurenz Kieninger wurde für den Callroom ausgewählt und LG-Vorsitzender Siegfried Kapfer zeichnete sich zusammen mit den Kampfrichterkollegen Marcus Schulz aus Thüringen und Peter Nuss-baumer aus der Oberpfalz, unterstützt durch ein Volunteer-Team, für das komplette Trainingsstadion in Vaterstetten verantwortlich.
Im Callroom, der ab Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften aufwärts obligatorisch ist und zu dem nur entsprechend Akkreditierte, d.h. auch keine Trainer, Betreuer, Pressevertreter oder Fotografen Zutritt haben, stellen die Kampfrichter vor jedem Wettkampf sicher, dass die Wettkämpfer/innen die offizielle Kleidung ihres Nationalen Verbandes tragen, die Start-nummern korrekt getragen werden und mit denen in der Wettkampfliste übereinstimmen. Ferner werden hier die Schuhe, die Zahl und die Maße der Spikes überprüft und etwaige Werbung auf Kleidung und Taschen, die nicht den internationalen Regeln und Bestimmungen entsprechen abgeklebt. Darüber hinaus sorgen die Kampfrichter/-innen des Callrooms dafür, dass keine unzulässigen Gegenstände wie z.B. Handys mit in den Wettkampfbereich genom-men werden.
Für Laurenz Kieninger, dem LG-Vertreter im Callroom, ermöglichte der Einsatz in diesem Bereich Einblicke in sehr persönliche Momente der Sportler/innen unmittelbar vor Beginn des jeweiligen Wettkampfs und er hatte damit wohl die meisten Athletenkontakte.
Trotz der langen Arbeitszeiten fanden sich für ihn auch immer wieder Möglichkeiten in den Pausen die Wettkämpfe von der Tribüne aus live zu verfolgen und die gerade noch kontrol-lierten Athleten/innen anzufeuern.
Für die „Infield-Kampfrichter“ stand nach Begrüßung und erster Kampfrichterbesprechung mit dem Einsatz beim U-20-Ländervergleichskampf „Deutschland, Österreich, Schweiz, Spanien“ bereits der erste Einsatz auf dem Programm; wobei „Wurf 1“ für das Kugelstoßen und „Wurf 3“ für das Diskuswerfen verantwortlich war.
Während Anne und Tobias am Sonntag ihren freien Tag hatten und das Turnen der Damen sowie die Triathlon-Staffel anschauen konnten, waren Andy, Stefan und Patrick als Aufsicht bei der Besichtigung der Wettkampfanlagen durch die Sportler/innen eingeteilt.
Mit Beginn der Leichtathletik-Wettbewerbe am Montag, den 15. August war das Passauer „Wurf-1-Trio“ bei der Qualifikation und beim Finale Kugelstoßen und Diskus Männer (mit Meisterschaftsrekord von Mykolas Alekna, Litauen), beim Hammerwurf der Frauen, dem Speer- und Kugel-Wettkampf im Zehnkampf der Männer und nicht zuletzt auch noch im 20-km-Gehen der Männer und Frauen als Laufrichter eingesetzt.
Das „Wurf-3-Duo“ war bei der Qualifikation und beim Finale Diskus der Frauen (mit Silber und Bronze für Kristin Pudenz und Claudine Vita, Deutschland), beim Kugel- und Speer-Wettkampf im Siebenkampf der Frauen, bei der Qualifikation und beim Finale im Speerwurf der Männer (Gold für Julian Weber, Deutschland) und ebenfalls als Laufrichter im Einsatz.
Tatkräftig wurden die Wurfkampfgerichte durch den ehemaligen Weltklassekugelstoßer Ralf Bartels (u.a. EM Bronze 2002 in München und EM Gold 2006 in Göteborg) unterstützt, der für den Rücktransport der Wurfgeräte verantwortlich zeichnete und mit dem die LG Kampf-richter diverse gute Unterhaltungen während der Veranstaltung hatten.
Wie alle fünf „Infield-Kampfrichter“ bestätigten war es atemberaubend die Stimmung im Stadioninnenraum zu erleben – ganz besonders am „magischen Dienstag“ als Niklas Kaul nach furioser Aufholjagd Gold im Zehnkampf und Gina Lückenkemper Gold über 100m der Frauen holte oder am letzten Tag als Julian Weber sich den Titel im Speerwurf sicherte (Kommentar Tobias Kapfer: „absolute Gänsehaut-Stimmung, ich dachte das Olympiadach fliegt weg, als ich in den Sektor zur Aufschlagstelle lief – so ein Beifallssturm auf den Rängen!“) und die 4x100m-Frauenstaffel zur Goldmedaille lief!
Für das Vaterstettener Kampfrichter-Trio begannen die Leichtathletik-Titelkämpfe bereits am Donnerstag (11. August) mit der ersten Besprechung, der Einweisung der Volunteers in die diversen Aufgaben (u.a. An- und Abfahrt der Shuttle-Busse regeln, Zugang zu den Wett-kampfanlagen, Ausgabe und Rücknahme von Geräten, Besetzung der extra aufgebauten Hammer- und Diskuswurfanlage) und dem wettkampfgerechten Herrichten der gesamten Trainingsanlagen.
Während die Volunteers im Schichtdienst eingesetzt wurden, waren die drei Verantwortlichen täglich von 08.00 bis 21.00 (bzw. die letzten Tage bis 20.00 Uhr) im Einsatz vor Ort und hatten nur sehr beschränkte Möglichkeiten, das Feeling im Münchner Olympiastadion zu genießen.
Für Siegfried Kapfer, der nach 2002 nun bei seinen zweiten Leichtathletik Europameister-schaften als Kampfrichter im Einsatz war, trotzdem ein wirklich tolles Erlebnis. Denn mit Ausnahme der deutschen Leichtathletik-Auswahl, die sich in Erding vorbereitete, nutzen alle Nationalmannschaften das Vaterstettener Sportzentrum für ihr Training und als Trainer konnte der LG-Vorsitzende so die verschiedensten Eindrücke von Aufwärm-, Koordinations- und Trainingsmöglichkeiten sammeln!
Und zumindest am bereits genannten „magischen Dienstag“ konnte auch er, zusammen mit seinen beiden Kampfrichterkollegen, das Olympiastadion besuchen und die großartigen Erfolge der deutschen Mannschaft bejubeln.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die gemeinsamen Tage in München für alle LG-Kampfrichter wirklich ein absolutes Erlebnis waren, das im Nachgang keiner missen möchte.
Ein wahres Leichtathletikfest und wir waren mittendrin statt nur dabei!!